Fenster putzen – Interview mit einem Profi
Uwe Kalke ist seit über 25 Jahren Inhaber eines Fachgroßhandels für Hygieneartikel, Reinigungsbedarf und Arbeitsschutz, sowie Geschäftsführer einer der führenden Gebäudereinigungs- und Gebäudemanagementfirmen in Deutschland. ________________________________________________________________________________________________________________
Herr Kalke, welches sind die häufigsten Fehler, die beim Fenster putzen im Haushalt gemacht werden?
Uwe Kalke: „Meistens fängt es schon bei der Vorbereitung an. Wenn man zwischendurch die Arbeit unterbrechen muss, um sich Zugang zu verschaffen, verliert man nicht nur all zu schnell die Lust, auch das Ergebnis ist meistens unbefriedigend. Das gilt übrigens für alle Putzvorgänge, nicht nur für das Fenster putzen.
Mein Rat wäre, sich vorher ausreichend Platz zu verschaffen, z. B. die Fensterbank komplett frei zu räumen etc. und auch das vollständige Öffnen der Fenster zu ermöglichen.“
Ok, klingt logisch. Aber das ist doch sicher nicht der Hauptgrund für zurückbleibende Schlieren und Streifen, oder?
Uwe Kalke: „Naja, man sollte jeden einzelnen Putzvorgang in einem Zug bewältigen können. Mitten in der Scheibe abzusetzen und neu anzufangen führt zwangsläufig zu unsauberen Fenstern. Aber Sie haben natürlich recht, es gibt mehrere Gründe.
Prinzipiell sollte man zunächst den Rahmen säubern und dann erst an die Scheibe gehen. Schnell wird die Scheibe beim Putzen des Fensterrahmens wieder beschmutzt.“
Wie geht man da am besten vor?
„Das hängt vom Material und natürlich vom Grad der Verschmutzung ab. Grundsätzlich kann man mit einem guten Microfasertuch nichts falsch machen. Das führt bei Kunststofffenstern zu ebenso guten Ergebnissen, wie bei Aluminium oder Holzrahmen. Wichtig ist, dass man auch die Dichtung reinigt. Als Mittel hierfür empfehle ich ein fettlösenden Reiniger, der aber nicht aggressiv ist. Aggressive und vor allem säurehaltige Mittel können die Dichtung angreifen und langfristig zu irreparablen Schäden führen.“
Und wie siehts mit den oft empfohlenen „Hausmitteln“ aus?
„Sie meinen vermutlich Essigreiniger, Brennspiritus oder Salmiak? Auch hiervon ist abzuraten, da sie auf Säuren oder Alkohol basieren und ebenfalls die Dichtung angreifen können. Außerdem hinterlassen sie neben dem oft unangenehmen, stechenden Geruch einen leicht klebrigen Film, der die Neuverschmutzung fördert.“
Also erst den Rahmen inklusive Dichtung reinigen. Wie geht man dann weiter vor?
„Die Glasfläche sollte mithilfe eines Einwischers oder eines dicken Microfasertuches zunächst gereinigt und dann abgezogen werden. Als Mittel empfehle ich ein fettlösenden Glasreiniger mit Microschaum-Effekt. Diese Spezialreiniger gibt es auch als Hochkonzentrat mit enormer Wirkung und Versiegelungseffekt. Wer sich mit dem Abzieher schwer tut, kann auch ein trockenes Microfasertuch verwenden mit möglichst großer Wasseraufnahme. Auch verbleibende Wassertropfen oder Schlieren kann man am besten mit einem trockenen Microfasertuch entfernen.“
Und was macht man, wenn nach der kompletten Reinigung doch noch Streifen sichtbar werden, z.B. wenn die Sonnen durch das Fenster scheint?
„Auch diese, bereits getrockneten Schlieren lassen sich mit einem Poliertuch auf Microfaser-Basis rückstandslos wegpolieren.“
Wie oft und wann sollte man Fenster putzen?
„Wie oft man Fenster putzen sollte hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen natürlich vom Wetter, bzw. von dem Grad der Schmutzbelastung durch die Umwelt, zum anderen vom individuellen Bedürfnis nach Sauberkeit. Ausschlaggenend ist natürlich auch die Qualität des verwendeten Glasreinigers. Wie schon oben erwähnt, gibt es im Profibereich Glasreiniger, die einen Versiegelungseffekt haben. Damit bleiben Fenster wesentlich länger sauber und werden für eine bestimmte Zeit sogar vom Regenwasser wieder sauberer, anstatt dreckiger.
Die professionelle Glasreinigung zum Beispiel an großen Glasfassaden ist natürlich mit sehr viel Aufwand verbunden. Deshalb sind Profis an einer lang anhaltenden, nachhaltigen Reinigung interessiert. Je nach Umweltbelastung werden dann Putzperioden von 6 bis 8 Wochen vereinbart, ohne, dass die Fenster in dieser Zeit all zu stark verschmutzen.
Im Privathaushalt würde ich nach Bedarf die Fenster putzen. Man sieht ja, wann sie dreckig sind. Wenn man allerdings bereits nach 1 bis 2 Wochen bereits wieder putzen muss, sollte man mal über einen anderen Glasreiniger nachdenken.“
Und welcher Zeitpunkt ist der geeignetste?
„Naja, als professioneller Fensterputzer kann man hier nicht so wählerisch sein. Oft hört man, es solle weder bei Regen, noch bei Sonnenschein, noch bei Minusgraden geputzt werden. Leider kann man sich das als Profi nicht aussuchen. Hier haben sich ebenfalls hochkonzentrierte Glasreiniger auf Microschaum-Basis bewährt. Diese werden mit kaltem und sehr wenig Wasser verwendet. Das hat mehrere Vorteile :
1.) ein zügiges Fenster putzen ist auch bei direkter Sonnenbestrahlung möglich, ohne dass das Wasser sofort verdunstet. Außerdem sieht man Schlieren und Streifen unmittelbar nach dem Fenster putzen und kann sie sofort wegpolieren.
2.) die sogenannten „Schwebetenside“ verhindern ein sofortiges Einfrieren des Wassers bei Minusgraden. Wir Fensterputzer können daher noch bei minus 4°C problemlos arbeiten.
3.) Der Versiegelungseffekt sorgt dafür, dass selbst bei leichtem Regen ein beeindruckender Reinigungseffekt erzielt werden kann.
und 4.), der für uns Profiputzern sicherlich sehr entscheidend, man braucht nur sehr wenig Wasser. Stellen Sie sich mal vor, Sie hängen dreißig Meter hoch an einer Glasfassade und brauchen nach jedem 3. Fenster neues Frischwasser.“
Vielen Dank, Herr Kalke für diesen Blick in die Trickkiste der Profis. Gibt es abschließend noch etwas, das Sie den Hausfrauen und Hausmännern mit auf den Weg geben könnten?
„Naja, ich hätte da noch so etwas wie ein zusammenfassendes Fazit:
Machen Sie sich mit den Putztechniken der Profis vertraut. Achten Sie beim Kauf von Putzgeräten und -mitteln nicht nur auf den Preis, sondern auf Qualität und Inhalt. Denn wie in jedem Handwerk gilt auch beim Fenster putzen: Das richtige Werkzeug macht die halbe Arbeit und wer billig kauft, kauft doppelt.
So gelingt es Ihnen, wesentlich effizienter, nachhaltiger und gründlicher zu putzen.“